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====== Geschichte, Glaube und Fakten ... ======
Montag, 02. Dez 2019. Wenn wir über Geschichte sprechen, dann sprechen wir
über Fakten. Wir sprechen auch über die Interpretation von Fakten. Geschichte
ist nicht nur eine Folge von Ereignissen. Sie ist eine ganze Sammlung von
Ereignissen, viele von ihnen chaotisch und unterschiedlich, widersprüchlich.
Wenn du umfassende Texte über historische Perioden siehst, dann sind sie
zu weiten Teilen Interpretationen. Der Historiker versucht zu verstehen,
was geschehen ist. Dann bringt er die Ereignisse in eine Form, die er
als historische Linie oder umfassende Interpretation wahrnimmt.
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** Geschichte ist interpretierte Geschichte ... **
Alle Geschichte ist interpretierte Geschichte. Was bedeutet das? Es meint,
dass Geschichte wahrgenommen und erzählt werden muss. Sie muss für uns
in die Form einer Geschichte gebracht werden. Menschen können Geschichte
nicht erfassen, wenn sie nicht in einer Form von etwas ankommt, was
erzählt werden kann. So funktioniert unser Verstand. Unsere Gefühle sind
auch ein Teil dieses Prozesses. Unsere persönliche Geschichte ist Teil
unserer Wahrnehmung.
Aber alle Geschichte ist auch Ereignis. Sie besteht aus harten Fakten.
Eine Person hat gelebt. Ein Krieg fand statt. Geschichte ist nicht
Fiktion, sie ist eine Sammlung von Ereignissen, die ein Konzept benötigt
und einen Verstand, um in eine Linie oder Darstellung gepackt zu werden.
Das gleiche gilt für die Ereignisse, welche die Basis des christlichen
Glaubens sind. Jesus lebte. Die Evangelien erzählen seine Geschichte.
Sie tun dies aus unterschiedlichen Perspektiven. Da sind Matthäus, Markus,
Lukas und Johannes, welche die Geschichte erzählen. Aber da sind auch die
Apostel, die in ihren Briefen viel von Jesus berichten - Briefe die
nur wenige Jahre nach Tod und Auferstehung geschrieben wurden, welche
etwa 30 AD stattfand. Die frühen Briefe des Apostels Paulus, zum Beispiel,
werden auf die Jahre 55-57 AD datiert, kurz bevor die ersten Evangelien
etwa um 65 AD entstanden.
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** Geschichte basiert auf Fakten ...**
Damit haben wir zwei Hauptaufgaben, wenn wir mit Geschichte umgehen.
Zuerst müssen wir die Fakten untersuchen. Wir müssen verstehen, was wir
über die Fakten wissen. Wir müssen hier eine kritische Einstellung
haben, wir müssen die Quellen hinterfragen, wir müssen sehr vorsichtig
sein, warum und was Menschen über die Ereignisse schreiben. Das ist
wahr für römische Geschichte, für griechische Geschichte, für
biblische Geschichte.
Zweitens müssen wir das Konzept der Geschichte verstehen. Wir müssen
verstehen, dass wir selbst Darstellungen komponieren. Das ist einfach die
Art, wie wir mit Geschichte umgehen. Es ist die Art, wie unser Verstand
funktioniert. Somit lesen wir Darstellungen, die andere über die Ereignisse
geschrieben haben. Und wir stellen sie in einen Rahmen und erfassen
sie für uns selbst, wir konstruieren unsere eigene Darstellung über sie.
Du könntest zu der Schlussfolgerung kommen, dass da keine Wahrheit ist,
dass alles nur aus Geschichten besteht. Aber das ist auch nicht wahr.
Die Geschichten erzählen die Wahrheit - in ihrem spezifischen Verstehen.
Sie sind unser Gleis, unsere Straße, unser Medium. Wir sind gebunden
an Sprache. Wir sind gebunden an Geschichten. Sogar einzelne Sätze
über ein Ereignis beginnen, Bausteine von einer Geschichte zu sein.
Ein Subjekt, ein Verb, ein Objekt. So funktioniert unsere Sprache, so
funktioniert unser Verstand, das ist die Art, wie wir unsere Geschichte
konstruieren, unsere Wahrheit.
Wenn deine Mutter und dein Vater zu dir reden, dir helfen, dich mit
Nahrung versorgen, mit Unterkunft, dir Liebe geben - dann findet all das
statt. Wenn du darüber sprichst, es wahrnimmst, dem eine Interpretation
gibst, ist es immer noch die Wahrheit der Fakten, die da sind. Wenn
Jesus lebte und predigte, ist das ein Faktum. Wenn Menschen seine
Worte erinnern, einige Tage, Wochen, Monate oder Jahre später, wenn sie
über ihn sprechen, seine Geschichte immer und immer wieder erzählen,
dann beginnt ihre historische Interpretation. Sie ist sogar schon
ganz im Anfang da, denn verschiedene Menschen hören ihre eigene Version
seiner Worte, einfach durch ihr Zuhören.
Der Tod Jesu und seine Auferstehung sind die Fakten hinter den Geschichten.
Du kannst sie hinterfragen, über sie sprechen und ihnen deine eigene
Interpretation geben. Sie bleiben Fakten, solange nicht etwas behauptet
wird, das gar nicht stattfand.
(Roland Potthast)
**Dieses ist Teil des Trilogie Projektes "Glaube eines Wissenschaftlers". **