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jn_de_2020_10_26

English Version | Wiki Start | Themen Kollektion ix

Karikaturen von Mohammed, Liebe und Freiheit ...

Montag, 26. Okt 2020. Guten Morgen! Lassen Sie uns heute morgen ein heißes Thema der aktuellen politischen Debatte in Europa anfassen. Wie behandeln wir die Ermordung eines Lehrers in Frankreich als Resultat davon, dass er Karikaturen Mohammeds in seiner Schule gezeigt hatte und über Pressefreiheit gesprochen hat? Was ist der christliche Standpunkt? Gibt es einen klaren und gemeinsamen Ansatz, der mit der Lehre Jesu heute übereinkommt?

Das Thema ist delikat. Es ist auch komplex. Ich denke, wir müssen zumindest drei Punkte oder Unterthemen hier ansprechen: a) Sollten wir frei sein, Karikaturen von Mohammed zu zeichnen? b) Was empfiehlt uns Jesus, zu tun? c) Was ist mit biblischen Drohungen gegen Menschen? Wir werden heute a) und b) ansprechen.

Unsere Welt …

Zuerst, erinnern wir uns an die christliche Botschaft. In Jesus kam Gott zu uns, zur Menschheit. Er lebte unter uns, zeigte ein Beispiel von Liebe und Weisheit. Er starb am Kreuz für die Sünde der Welt. Am dritten Tag stand er auf von den Toten. Er ist beim Vater, hat den Geist gesandt, und ruft jeden einzelnen Menschen auf, zu Gott zu finden durch die Gnade und Liebe, die Gott uns umsonst gibt durch das Kreuz. Der Apostel Petrusschreibt darüber am Anfang seines Briefes:

Dieser Brief ist von Petrus, einem Apostel von Jesus Christus. Ich schreibe an die Auserwählten Gottes, die als Fremde in Pontus, Galatien, Kappadozien, der Provinz Asien und Bithynien leben. 2 Gott, der Vater, hat euch vor langer Zeit erwählt, und der Geist hat euch geheiligt, sodass ihr nun Jesus Christus nachfolgt und durch seinen Tod am Kreuz gereinigt seid[1]. Ich wünsche euch, dass ihr immer mehr von der Gnade und dem Frieden Gottes erfüllt werdet. (1. Petrus 1, 1-2)

Jesus lehrte seine Jünger - jeden, der seinen Namen nutzt und sich selbst Christ nennt - dass wir Liebe an den ersten Platz unserer motivierenden Momente setzen sollten. Liebe Gott, und liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Liebe deine Feinde, so wie Gott seine Feinde liebt und für sie starb. Wir sind aufgerufen, die Liebe Gottes in unseren Herzen zu empfangen, und dann darin zu leben.

Jesus und seine Apostel lehrten auch, dass Christen andere mit Respekt und Sorgfalt behandeln sollen. Wir sind frei durch die Freiheit, die Christus für uns erworben hat. Aber wir sind jedermanns Diener durch die Liebe, die Christus in unsere Herzen gegeben hat. Der Apostel Paulus ruft Christen auf, vorsichtig zu sein mit den Bedürfnissen und Sorgen anderer, auch wenn wir frei sind zu tun was wir wollen (1. Kor 10, 33). Aus diesem Grund denke ich, dass wir keine Karikaturen von Mohammed zeichnen oder erzeugen oder nutzen oder publizieren sollten. Nicht weil wir denken, das wäre schlecht in sich. Das ist es nicht. Aus christlicher Sicht war Mohammed ein Mensch, so wie wir alle. Aber da die muslimische Gemeinschaft große Schwierigkeiten hat mit Bildern ihres Propheten, so wie das in der Hadith (Sahih al-Bukhari, Hadith: 7.834, 7.838, 7.840, 7.844, 7.846) formuliert wird, sollten wir ihren Willen respektieren und uns fernhalten von Karikaturen von Mohammed.

Schutz und Klarheit …

Wenn wir sagen, dass wir als Christen keine Karikaturen Mohammeds zeichnen sollten, um jene zu respektieren, die noch nicht die Liebe Christi gefunden haben, dann bedeutet das nicht, dass wir die gräulichen Reaktionen einiger Nachfolger Mohammeds in Bezug auf jene unterstützen sollten, die solche Karikaturen zeichnen. Wir müssen fest klarstellen, dass Freiheit ein wichtiger Wert ist. Aus christlicher Sicht gibt Gott allen Menschen Freiheit, denn er möchte ihre Liebe und Entscheidungen als freie Menschen, damit sie selbst entscheiden können, an ihn zu glauben und ihm zu folgen.

Die Freiheit des Wortes bedeutet, dass Menschen Dinge sagen dürfen, die anderen nicht gefallen. Auch wenn du nicht mit jemandem übereinstimmst, sogar wenn seine oder ihre Worte starke Gefühle in dir auslösen, sollte ihnen dennoch erlaubt sein, zu sagen, was sie denken. Wenn du zurück blickst in die Geschichte, haben die Menschen so lange für die Freiheit des Wortes gekämpft! Die christliche Kirche war für 300 Jahre unterdrückt. Viele Konflikte hatten die Freiheit des Wortes und die Freiheit des Verstandes als zentrales Thema. Es ist immer noch ein wichtiges Thema auf globaler Skala heute, in so vielen Ländern, so vielen Gesellschaften!

Lass uns für eine Welt arbeiten, wo Atheisten und Christen frei leben und ihre Überzeugungen kommunizieren können. Lass uns für eine Welt arbeiten, in der Buddhisten und Hinduisten und Moslems ihren Glauben leben können, und die Überzeugungen anderer respektieren. Das beinhaltet die Freiheit, andere zum eigenen Glauben aufzurufen, und deine Überzeugungen zu ändern, wenn du Evidenz findest und die tiefe Wahrheit entdeckst, die der Glaube in sich trägt.

(Roland Potthast)

jn_de_2020_10_26.txt · Last modified: 2020/10/26 09:06 by potthast